Der Abschied aus seinem alten Leben geschieht in fast bestürzender Einfachheit: Während seine Frau die Kinder ins Bett bringt, steht Thomas eines Abends auf, zieht das Gartentor hinter sich zu und geht, und hört nicht mehr auf zu gehen. Seine Frau Astrid findet sich scheinbar mit seiner Abwesenheit ab, doch insgeheim zweifelt sie nicht daran, dass er genauso unvermittelt wieder auftauchen wird, wie er gegangen ist. Was andere Autoren in einen dicken Roman mit psychologischer Tiefenbohrung verpacken würden, erzählt Peter Stamm in einem schlanken Buch (S. Fischer 2016), in fast beiläufigen Sätzen, die dadurch um so eindringlicher sind. Und die zentrale Frage, wie wir unser eigenes Leben gestalten wollen, hallt noch lange nach der Lektüre nach.

Peter Stamm, *1963, ist für seine Werke vielfach ausgezeichnet worden. Seit seinem Romandebüt «Agnes» (Arche 1998) sind vier weitere Romane, fünf Erzählsammlungen, Theaterstücke und Hörspiele erschienen.