Mo 15.6.  
2015  
19.30
Café Philo: Denis Diderot
Ort: Debattierzimmer des Literaturhauses
Gespräch - Christine Abbt und Michael Pfister

In seinem Werk «D’Alemberts Traum» (1769) nimmt Denis Diderot in drei quirlig-verspielten Dialogen Darwins Evolutionstheorie, moderne Hirnforschung und heutige Gender-Debatten auf überraschende Weise vorweg. Doch was für ein Unterschied zur Geradlinigkeit unserer heutigen Naturwissenschaft, die mit Hirn-Tests alles messen können will! Diderot zieht dem Systematisieren das freie Assoziieren vor und ersinnt auf Umwegen eine Art Hirnspinne und Ziegenmenschen, die wie Urahnen heutiger Roboter wirken. Denn er weiss: Wenn man den Menschen verstehen will, darf man die Rechnung nicht ohne die Phantasie machen.

Die Berichte des Seefahrers Bougainville sind bei der französischen Bevölkerung des 18. Jahrhunderts sehr beliebt gewesen. Der Blick auf noch unbekannte Regionen der Welt löst sowohl Faszination als auch Befremden aus. Diese Sicht auf das Fremde ergänzt Diderot um jene auf das Vertraute. In «Supplément au voyage de Bougainville» entwickelt Diderot eine Vorstellung von Vernunft, die auch heute nichts an Brisanz verloren hat.

Beide Texte ( «D’Alemberts Traum» und «Nachtrag zu «Bougainvilles Reise»») sind im Band: Denis Diderot, «Philosophische Schriften» (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2013) greifbar.

Christine Abbt ist Philosophin in Zürich. Seit diesem Jahr ist sie SNF-Förderprofessorin in Philosophie an der Universität Luzern. Zuvor war sie unter anderem Lehrbeauftragte am Philosophischen Seminar der Universität Zürich.

Michael Pfister ist Philosoph und freier Autor. Er hat u. a. mit Stefan Zweifel in einer zehnbändigen Übersetzung Sades «Justine und Juliette» herausgegeben, soeben erschien im Matthes & Seitz Verlag «Shades of Sade», eine Einführung in das Werk des Marquis de Sade, ebenfalls von Pfister und Zweifel.