Do 19.11.  
2015  
20.00
Poetikvorlesung II: Aris Fioretos
"Du Wasser, du Gänsehaut": 100 Worte zum Roman - Einführung: Philipp Theisohn

Frist, Überraschung, Quallen, Unruhe, Herz, Erstarren, Vergänglichkeit . . . Anhand von hundert Desiderata geht Aris Fioretos der Frage nach: Was kann der Roman in einer Zeit sein, in der zwar Vielfalt und Grenzüberschreitung gefeiert werden, Menschen ohne Papiere jedoch immer noch als unerwünscht gelten? Wie werden fremde Erlebnisse in Sprache gefasst? Kann ein Text Asyl bieten? Was hat Verzicht mit Schreiben zu tun, was der Schmerz? Und wie kann der hohle Hals der Medusa zur Quelle der Literatur werden? Am Leitfaden von 100 Worten weist Aris Fioretos den Weg in sein eigenes Werk und zugleich in eine ungestüme Welt, böse und bezaubernd und überreich an Verlusterfahrungen. So entsteht ein Kaleidoskop der Autorensehnsüchte, ein kleines Lexikon zum Roman im 21. Jahrhundert.

„Ich glaube, wenn die Prosakunst relevant sein will, muss sie Evidenz erschaffen, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln, sie muss Gänsehautproduzent werden, denn ist die prickelnde Haut nicht eben die Entsprechung des Körpers zu einem Text, in dem sich das Zentrum überall befindet, diese unzähligen winzigen Erhebungen, die jede für sich einen eigenständigen Mittelpunkt bilden?“

Aris Fioretos, 1960 in Göteborg geboren, ist schwedischer Schriftsteller griechisch-österreichischer Herkunft. Zuletzt erschienen  von ihm «Das Mass eines Fusses» (Essays, Hanser 2008) und «Der letzte Grieche» (Hanser 2011). 2010 hat Fioretos die erste kommentierte Werkausgabe von Nelly Sachs sowie eine Bildbiographie über die Autorin veröffentlicht. Für seine Übersetzungen – er übertrug u. a. Paul Auster, Hölderlin und Nabokov ins Schwedische – wie für sein eigenes Werk hat er zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, darunter zuletzt den Literaturpreis der SWR-Bestenliste und den Kellgrenpreis der Schwedischen Akademie, beide 2011. Aris Fioretos lebt in Berlin und Stockholm.

Eine Kooperation mit dem Deutschen Seminar der Universität Zürich. Für Studierende Eintritt frei.

Werkstattgespräche mit Aris Fioretos:
An den Freitagen nach den Vorlesungen (13./ 20./ 27. November) findet am Deutschen Seminar der Universität Zürich, Schönberggasse 9, 8001 Zürich ein Kolloquium (10.15 bis 12 Uhr) statt, in dem Aris Fioretos mit Studierenden und Interessierten über seine Texte spricht.

Hier können Sie die Poetikvorlesung vom 12. November nachlesen.

Foto: ©Sara Mackey