Schenkung Dostojewski

Die Museumsgesellschaft hat eine grössere Schenkung erhalten, welche auch die gesammelten Werke Dostojewskis umfasst.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski wurde am 11. November 1821 in Moskau gebo­ren. Sein Herz schlug zwar schon immer für die Literatur. Doch auf Druck seines Vaters wurde er zunächst Militär­ingenieur. Mit nur 23 Jahren schmiss Dostojewski seinen sicheren Job in Staatsdiensten hin, um sich fortan nur noch dem Schreiben zu widmen. Seinem Bruder gegenüber erläuterte er diesen Schritt: «Ein Stück Brot werde ich schnell wiederfinden. Ich werde höllisch arbeiten. Nun bin ich frei».

Ein Stück Brot fand Dostojewski zwar immer, ein ruhiges Leben war ihm aber nicht vergönnt. Einerseits feierte er grosse literarische Erfolge, anderer­seits nahm die Kritik mehrere seiner Werke regelrecht auseinan­der. Da Dostojewski weder Vermögen noch andere Einkünfte hatte, war er als einer der ersten russischen Schriftsteller komplett auf Honorar­einnahmen angewiesen. Daher litt er bei­nahe zeitlebens unter Geldnot – seine langjährige Glücksspielsucht war seiner finanziellen Lage auch nicht gerade zuträglich.

Der junge Dostojewski stand dem Frühsozialismus nahe und nahm an revolutionären Treffen teil. Das führte 1849 zur Festnahme des Schrift­stellers, es folgte die Verurteilung zum Tode. Am Tag seiner vermeintlichen Hinrichtung wurde Dostojewski jedoch begnadigt und von Zar Nikolaus I für vier Jahre als Zwangsarbeiter nach Sibirien verbannt; mit anschliessendem Militärdienst eben­dort. Eine Woche nach seiner Ent­lassung aus dem Arbeitslager schrieb Dostojewski in einem Brief an seinen Bruder: «Wir lebten alle zusammen in einer Baracke. Im Sommer stickig bis zur Unerträglichkeit, im Winter kaum auszuhaltende Kälte».

Nachdem Dostojewski mehrere schwere epileptische Anfälle erlitten hatte, wurde er aus dem Militärdienst entlassen. Schliesslich durfte er im Dezember 1859 nach St. Petersburg zurückkehren. Damit begann eine literarisch sehr produktive Phase für ihn. Zusammen mit seinem Bruder gründete Dostojewski nacheinander zwei Zeitschriften. Die erste wurde wegen eines «antipatriotischen» Beitrages verboten, der zweiten ging leider das Geld aus. Damit wuchs Dostojewskis Schuldenberg weiter an. Um seinen Gläubigern zu entgehen, setzte sich Dostojewski 1867 zu­sammen mit seiner zweiten Ehefrau für mehrere Jahre ins Ausland ab.

1871 kehrte die Familie Dostojewski nach St. Petersburg zurück. Dort bewegte sich der Schriftsteller in konservativen Kreisen. Er schrieb auch für eine entsprechende Zeitschrift und fiel dabei durch antisemitische Ansich­ten auf. In seinen letzten Lebensjahren genoss Dostojewski grosse An­erken­nung und lebte in finanziell geordneten Verhältnissen. Seinen letzten Roman, «Die Brüder Karamasow», stellte er im November 1880 fertig. Rund zwei Monate später starb der 59-jährige Dostojewski an einer Lungen­blutung.

 

Bea Weber

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Fjodor Michailowitsch Dostojewski