In ihrer eindrücklichen Essaysammlung «Weil es sagbar ist» geht Carolin Emcke auf die Irrationalität der Konzentrationslager ein: «Der desorientierte Häftling im Lager sucht nach Regeln, wo Willkür herrscht, nach irgendeiner Vernunft, wo Wahnsinn regiert. Etwas wehrt sich, als ob Brutalität und Grausamkeit nicht allein unmoralisch, sondern unlogisch seien.» In einer gemeinsamen Veranstaltung mit den Autorenkolleginnen Lena Gorelik und Maryam Zeree setzt sie sich mit Texten von Primo Levi, Jean Améry, Ruth Klüger, Charlotte Delbo, Imre Kertesz und Jorge Semprun auseinander und macht sich Gedanken zur Erinnerungspolitik. Denn das offizielle «Gedächtnistheater» (Michael Bodenmann), das mahnende «Nie wieder» erstarrt mehr und mehr zu einem Ritual – ohne die Stimmen der Zeitzeugen, welche die Bedeutung und die verheerenden Auswirkungen der Shoa zu vermitteln versuchten.
Die drei Autorinnen nutzen die gemeinsame Lektüre von ausgewählten Textausschnitten, um die Mechanismen der Ausgrenzung, der Entmenschlichung und der Vernichtung zu entziffern. Denn die unterschiedlichen Stimmen und Perspektiven auf das Grauen der Lager richten sich an die Nachgeborenen; sie erzählen von der Gewalt und der Tortur, aber auch von Widerstand, Freundschaft und der Ethik des Erinnerns.
Mit Texten von Primo Levi aus «Ist das ein Mensch?» (erschienen 1947), Jean Améry, Ruth Klüger, Charlotte Delbo, Imre Kertesz, Jorge Semprun u. v. a.
Im Anschluss an die Lesung führt der Publizist Roger de Weck ein Gespräch mit den Autorinnen.
Büchertisch: Paranoia City
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Kaufleuten Kultur und Omanut – Forum für jüdische Kunst und Kultur